Komplette Sofortversorgung unter komplexen Bedingungen
Die Therapieform „Feste Dritte Zähne an einem Tag“ (FDZ) vermeidet Augmentationen und langwierige Mehrfach-Implantationen. Das bedeutet deutlich mehr Lebensqualität für Patienten.
Ausgangslage vor dem Eingriff: Je drei verbliebene Zähne im Ober- und Unterkiefer, weit aufgefächert, mit Lockerungen dritten Grades und sekundär gewandert, über 70 Prozent Knochenabbau.
Ergebnis: Wegen des sehr spongiösen Knochens wurden im Oberkiefer sechs Implantate geplant, um die Gesamtstabilität zu erhöhen, falls intraoperativ die gewünschten Eindrehwerte über 35 N/cm nicht erreichbar wären.
Befund
Die Patientin kam im April 2021 zur Eingangsuntersuchung ins Zahnzentrum München. Sie hatte jeweils drei verbliebene Zähne im Ober- und Unterkiefer, die weit aufgefächert, gelockert und sekundär gewandert waren. Sie war mit schlecht sitzenden Modellgussprothesen versorgt, hatte extreme Schwierigkeiten beim Essen und mied weitgehend soziale Kontakte. Der Wunsch war festsitzender Zahnersatz mit Implantaten – möglichst ohne herausnehmbare Provisorien – sowie die Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik. Nach gründlicher Abwägung aller relevanten Parameter wurde mit dem Patienten entschieden, dass die restlichen Zähne nicht erhaltungswürdig sind und eine festsitzende, implantatgetragene Sofortversorgung die beste Behandlungsoption darstellt. Die Extraktion der Zähne war demnach aufgrund der parodontalen und prothetischen Gründe medizinisch indiziert. Im DVT war sehr spongiöser Knochen erkennbar. Deshalb wurden sechs Implantate geplant, um die Gesamtstabilität zu erhöhen, falls intraoperativ die gewünschten Eindrehwerte über 35 N/cm nicht erreichbar wären.
Therapieplanung
Bei einem gemeinsamen Termin des Implantologen mit dem Zahntechnikermeister wurden Fotos und Videos (zur Feststellung von Lautbildung, Lippenunterstützung, Gesichtsmitte, Zahn- und Schneidekante, Lachlinie, Zahnform) sowie intraorale Scans für Situ-Modelle erstellt. Gerade die Posi- tion der Frontzähne war bei den se- kundär gewanderten Zähnen schwer zu ermitteln. Der erfahrene Zahntechnikermeister plante diese quasi „in den leeren Raum“. Eine Einprobe vor dem Eingriff war nicht möglich. Auf der Basis dieses Entwurfs wurden Implantierschablonen gefertigt, die neben der Position der Implantate auch die maximale Lachlinie und die Mindesthöhe des Zahnersatzes berücksichtigten.
Therapie
In Vollnarkose wurden die nicht erhaltenswerten Restzähne entfernt sowie sechs Implantate im Oberkiefer und vier Implantate im Unterkiefer gesetzt (Straumann Neodent GM 13 und 16 mm). Im Oberkiefer war eine Primärstabilität über 35 N/cm – im Unterkie- fer über 40 N/cm – gegeben, sodass eine Sofortbelastung möglich war. Noch am Nachmittag wurde der erste festsitzende Zahnersatz eingegliedert. Parallel zur chirurgischen Behandlung waren die vorbereiteten Prothesen in implantatgetragene Brücken umgewandelt worden, die weder als Provisorium zu erkennen waren, noch phonetische Probleme verursachten.
Nachsorge
Frau B. konnte mit festen Zähnen im Ober- und Unterkiefer entlassen werden und am Abend bereits feste Nahrung zu sich nehmen. Sie blieb komplikationslos und weitgehend schmerzfrei. Im Lauf der nächsten drei Monate waren lediglich drei Nachsorgetermine (Nähte entfernen, Mundhygieneunterweisungen) nötig. Nach Abheilung wurde eine CAD/CAM gefräste Titanbrücke – kunststoffverblendet – angefertigt. Recalls mit Professioneller Zahnreinigung sind dreimal im Jahr angeraten.
Fazit
Die Alternative zur Behandlung mit festen dritten Zähnen an einem Tag wäre eine herkömmliche Versorgung mit mehreren Implantaten, eine überaus lange Behandlungszeit mit Augmentationen, Einheilungsphasen und einer ausgedehnten Zeit der Zahnlosigkeit. FDZ benötigen dagegen aufgrund der umfangreichen Vorplanung lediglich sechs bis sieben Stunden Behandlungszeit, erhöhen die Lebensqualität und verursachen geringere Kosten. Entscheidend für den Erfolg ist die Zusammenarbeit eines Teams aus den Bereichen Chirurgie, Anästhesie, Prothetik und Zahntechnik.