Dr. Johannes Stemmann
Zahnarzt
- Studium Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg; aktuell im Masterstudium Endodontologie an der Dental Academy Düsseldorf
- Schwerpunkte Mikroskopische Wurzelkanalbehandlung (Endodontie), Erneuerung alter Wurzelfüllungen (Revision), Zahntraumata & Zahnhalsresorptionen
- Weiterbildungen DVT Fachkunde, Fortbildung "Curriculum Endodontie" der DGET
- Besonderheiten Zertifiziertes Mitglied und Listung als „empfohlener Behandler“ der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und Traumatologie e.V. (DGET); Referent im Freiburger Curriculum Endodontie des FFZ 2022/23
- Mitgliedschaft DGET, DGZ, DGZMK
- Behandlungssprachen Deutsch & Englisch
Befund
Die 30-jährige Patientin erschien im März 2022 mit einer Überweisung für eine endodontische Revision unter dem Mikroskop im AllDent Zahnzentrum Bremen. Bei der Erstbehandlung von Zahn 14 – atypisch mit drei Wurzeln - war eine Feile in einem vestibulären Kanal abgebrochen. Dieser Eingriff war aufgrund einer tiefen Karies und apikaler Ostitis notwendig geworden. Da die Therapie als komplex eingestuft wurde, wurde entschieden, die Behandlung unter einem hochauflösenden OP-Mikroskop am AllDent-Standort Hamburg durchzuführen.
Ausgangslage Zahn 14: Separiertes Feilenfragment und Medikation in situ
Therapieplanung
Ein aussagekräftiges Basis-Röntgenbild diente zur ersten Lokalisierung und Identifizierung des Fragments. Auf Basis der bildgebenden Verfahren wurde ein etwa 5 bis 6 Millimeter langes Stück einer Hedström-Feile angenommen. Zur Bergung bot sich die Tube-Technik an, da ein relativ langes Fragment mit retentiver Oberfläche im oberen apikalen Drittel vorlag. Nach der Bergung sollte die Wurzelkanalbehandlung fortgesetzt und beendet werden.
Therapie
Die komplette endodontische Behandlung fand unter dem OP-Mikroskop (Zeiss Extaro 300, Oberkochen) statt. Nach Kofferdam-Isolierung wurde die vorhandene Zugangskavität erweitert und der vestibuläre deep split mit Hilfe von Endotracern (Komet Dental, Brassler, Lemgo) angepasst. Danach konnte das Instrumentenfragment mesio-bukkal substanzschonend und kontrolliert mit Ultraschallfeilen dargestellt und ein bis zwei Millimeter freigelegt werden.
Eine entsprechende Hohlkanüle wurde angepasst sowie der Wurzelkanal mit Alkohol und Papierspitzen getrocknet. Die Kanülenspitze wurde mit dem dualhärtenden, selbstadhäsiven Komposit RelyX (3M ESPE, Seefeld) beschickt und auf das Instrumentenfragment aufgesetzt. Nach fünf Minuten Wartezeit konnte die Kanüle mit dem verklebten Fragment vorsichtig gegen den Uhrzeigersinn drehend aus dem Wurzelkanal entfernt werden.
Danach startete die reguläre Weiterbehandlung mit endometrischer Bestimmung der Arbeitslänge und Aufbereitung eines Gleitpfads. Als eine Art Leitschiene sollte dieser Risiken beim Einsatz der nachfolgenden rotierenden Feilensysteme minimieren; etwa eine erneute Instrumentenfraktur oder das Überpressen von Dentinspänen. Gearbeitet wurde mit maschineller Kanalpräparation mit dem ProTaper Gold- (Dentsply Sirona, Bensheim) sowie dem Reciproc-blue-System (VDW Dental, München), exzentrischen Röntgenkontrastaufnahmen, ultraschallaktivierter Spüllösung (Natriumhypochlorit 3%, EDTA 17%, Alkohol), Kanaltrocknung, Wurzelfüllung in Continuous-wave-Technik mit AH-Plus (Dentsply Sirona, Bensheim) und Guttapercha. Nach der Röntgenkontrolle wurden ein Glasfaserstift und eine Aufbaufüllung eingebracht.
Darstellung des Feilenfragments im mesio-bukkalen Kanal
Tube-Technik in in situ: Die Hohlkanüle wird auf das Fragment gesetzt, mit dualhärtendem Komposit beschickt und nach Trocknung vorsichtig mitsamt dem Fremdkörper entfernt.
Entferntes Feilenfragment in Nahaufnahme
Darstellung der sich tief aufteilenden vestibulären Wurzelkanäle: Wurzelfüllung in Continuous-Wave-Technik mit AH-Plus und Guttapercha in situ.
Vollständige Wurzelfüllung – hier mit Matrize als Vorbereitung für Glasfaserstift und Aufbaufüllung.
Fazit
Bei einer klinischen Nachkontrolle zwei Wochen postoperativ im Rahmen der Weiterversorgung gab die Patientin an, keinerlei Beschwerden oder Schmerzen nach der Wurzelkanalfüllung gehabt zu haben. Die technisch einwandfrei verlaufende Behandlung darf auf eine baldige knöcherne Ausheilung hoffen lassen. Eine erste radiologische Nachkontrolle ist in sechs Monaten geplant. Für eine langfristig gute Prognose wird der Zahn zeitnah mit Zahnersatz aus dem hauseigenen Labor versorgt. Die Patientin bedauerte im Nachgespräch, für die Wurzelbehandlung nicht von Anfang an eine Praxis mit entsprechender technischer Ausstattung und spezialisierten Zahnärzte aufgesucht zu haben. Sie zeigte sich sehr erleichtert, dass der Zahn nicht extrahiert werden musste. Im Anschluss an die beschriebene Behandlung wurden zwei weitere Revisionen an Zahn 15 und 16 im AllDent Zahnzentrum Bremen durchgeführt.